Freitag, 17. Mai
Naja. Unser Start in Vancouver ist etwas missglückt. Zwar ist der Freitagmorgen noch ganz schön, es ziehen jedoch immer mehr Wolken auf und wird regnerisch und trüb. Auch unsere Pläne für den ersten Tag sind wohl etwas trüb, denn die Eindrücke, die wir erhalten, sind nicht nur erfreulich.
Etwa bei jeder Kreuzung werden wir von einem Bettler angesprochen, die Strassen sind voller sehr merkwürdiger Leute, die vor sich hin brummeln, um Geld betteln, oder einfach mit stumpfem Blick durch die Strassen laufen. Nach einem Sandwich-Stop im Subway und einem Gespräch mit dem Geschäftsführer ist alles klar. In Vancouver Downtown gibt es ausgesprochen viele Obdachlose, und viele davon sind auch psychisch krank. Eine Klinik in Downtown Vancouver für psychisch Kranke wurde 2012 geschlossen, und viele der Patienten wurden einfach "entlassen". Das Problem ist erheblich, und mittlerweile auch für jedermann ersichtlich.
Kein Wunder, fühlen wir uns hier etwas komisch. Am schlimmsten ist es anscheinend an der Hastings Street, aber überall, wo wir uns bewegen, sehr auffällig.
Der Plan wäre gewesen, zielloses Bummeln mit ziellosem Lädelen, aber bummeln ist so nicht so lustig. Und wirklich tolle Läden sehen wir keine.
Schlussendlich kommen wir zur Gastown, von hier aus entwickelte sich die Stadt Vancouver. Die Statue von Gassy Jack, der 1867 mit einem Fass Whisky herkam, und eine erste Siedlung gründete, markiert den "Startpunkt" dieser Metropole. Hier steht auch die weltweit einzige Dampfuhr - sie ist aber nicht etwa alt, sie wurde erst 1977 gebaut und hierhin gestellt.
Anschliessend schlendern wir zur Waterfront, um den Hafen etwas in Augenschein zu nehmen. Wir haben Glück, es stehen zwei Kreuzfahrtenschiffe hier (Celebrity Millennium und Royal Caribbean Radiance of the Seas).
Stephan gefallen die kleinen Wasserflugzeuge mit ihrem "Flugplatz" etwas besser, es herrscht ein reges Starten und Landen.
Ein bisschen ernüchtert, weil uns Vancouver gar nicht so gefällt, marschieren wir zum Hotel zurück. Im Restaurant Moxie's Classic Grill geniessen wir ein ausgezeichnetes zNacht. Es ist direkt neben unserem Hotel - für heute sind wir genug durch den Regen gestapft.
Samstag, 18. Mai
Heute morgen gewinnen die Schweizer Eishockeyaner gegen die USA - das schauen wir uns natürlich im Fernsehen an, mit kanadischem Sprecher. "The swiss jump over the mountains" sagt der Sprecher am Schluss und meint vor Glück, da hat er wohl recht.
In unserer Zwergenwohnung hat es auch eine Waschmaschine, die nutzen wir für eine Grosswäsche. So dass wir für die beiden kommenden letzten Wochen gerüstet sind. Als wir schliesslich bereit sind, uns wieder auf die Strassen Vancouvers zu wagen, regnet es in Strömen. Also noch ein bisschen abwarten - und dann kommt die Sonne und es geht los.
Heute wollen wir uns Granville Island anschauen. Das Gelände dieser Halbinsel wurde künstlich aufgeschüttet, heute befinden sich hier der Granville Public Market und viele schöne Restaurants und Boutiquen. Es gibt auch einen wirklich schönen Fuss- und Veloweg dem Ufer entlang, er führt um die ganze Halbinsel herum und weiter, eigentlich um die ganze Bucht herum.
Der Marsch von unserem Hotel Downtown über die Burrard St. Bridge nach Granville bietet schöne Aussichten, bei gutem Wetter sieht doch alles gleich viel netter aus.
Auf Granville gibt es auch wirklich schöne Läden zum Herumstöbern. Habt ihr schon mal einen Laden gesehen, wo es nur Besen zu kaufen gibt? Erinnert ein bisschen an Harry Potter...
Schliesslich fahren wir mit dem kleinen Wassertaxi wieder zurück ans andere Ufer und bummeln noch durch das Stadtquartier Yaletown, dieses hippe neue Quartier von Vancouver.
Hier befindet sich auch eine Station des Skytrains, damit fahren wir nun hinüber zum Vancouver Lookout. Dieser ist nur 167 m hoch, geht ja noch im Vergleich zu anderen. Diesmal bleiben wir aber grad zum zNacht, hier oben hat es ein feines Restaurant, das sich dreht. So erhalten wir während unseres Essens einen wunderbaren Rundumblick über Vancouver und Umgebung. Auch die verschneiten Berge zeigen sich nun.
Heute hat sich Vancouver nun von seiner schönen Seite präsentiert, und gefällt uns bereits viel besser. Es ist alles sehr belebt, die Geschäfte sind zum Teil auch abends noch geöffnet, und es hat auch viele Nachtclubs, bei denen die Leute Schlange stehen.
Nun bleibt noch ein Tag, um diese Stadt zu erkunden. Gerne möchten wir noch den Stanley Park besuchen, dafür brauchen wir aber auch wieder Wetterglück. Mal schauen.
Sonntag, 19. Mai
Den Vormittag können wir gemütlich nehmen, es ist nicht so einladend draussen. Leider wird das Finale der Eishockey-WM nicht am Fernsehen übertragen, wir müssen uns mit dem Live-Ticker von 20 Minuten begnügen. Schade, dass es nicht zur Goldmedaille gereicht hat, auch wenn es natürlich vollkommen cool ist mit der Silbermedaille.
Schlussendlich lockern sich die Wolken auf und wir machen uns auf den Weg zum Hafen. Wir wollen nämlich eine kleine Hafenrundfahrt machen, um auch Vancouver vom Wasser aus zu sehen. Mit der Constitution, einem Raddampfer, tuckerln wir eine Stunde im Hafengebiet herum.
Das Wetter wird immer besser, die Skyline von Vancouver wird von Minute zu Minute schöner.
Heute stehen übrigens die Kreuzfahrtenschiffe Holland America Line Statendam und die Celibrity Century hier. Das Kreuzfahrten-Terminal heisst Canada Place, es ist das Gebäude mit den fünf markanten Segeln als Dach.
Wir fahren auch am industriellen Hafengebiet entlang, wo die Containerschiffe ent- und beladen werden. Da heute Pfingstsonntag ist, läuft hier aber gar nichts. Aber die grossen Krane sind doch sehr eindrücklich.
Auch zwei prächtige Yachten stehen im Hafen, eine davon ist die 10. grösste Yacht der Welt, sie gehört einem Russischen Oligarchen. Sie hat eine Helikopterplattform, einen Swimmingpool und ist 134 m lang.
Nach einem kurzen Stopp für einen kleinen Snack machen wir uns auf für unsere heutige "Wanderung". Wir wollen den Stanley-Park erwandern. Der Park kann auf einem schön angelegten Spazierweg direkt am Meer umrundet werden, auf der "Seawall" - dies sind 8,5 km total, mit verschiedenen Aussichtspunkten an der Strecke. Natürlich kann man im Stanley-Park auch durch den Park laufen, es hat verschiedenste Spazierwege, einige führen durch Waldgebiete mit einigen grossen Redwood-Bäumen. Aber der Aussicht zuliebe nehmen wir den Seawall-Weg.
Mit uns sind viele andere Leute unterwegs, kein Wunder, das Wetter ist inzwischen hervorragend. Auch hier in Kanada ist dies ein langes freies Wochenende, morgen ist Victoria Day, ein Feiertag. Viele sind mit dem Velo oder den Skates unterwegs. Dafür gibt es eigene Fahrbahnen, die Fussgänger werden nicht tangiert. Mit Velo und Skates darf man auch nur im Gegenuhrzeigersinn um den Park fahren, damit es für alle einfacher ist.
Der Weg ist abwechslungsreich, besonders gefallen mir die Totempfähle, die hier aufgestellt sind.
Auch hat es zwei Leuchttürme, und wir unterqueren die Lions Gate Bridge, die nach North Vancouver führt. Diese Brücke wurde in den 30er-Jahren des letzten Jahrhunderts gebaut, um Nord-Vancouver besser zu erschliessen. Da die Stadt Vancouver zu wenig Geld hatte, wurde der Bau der Brücke durch die Firma Guiness (die mit dem Bier) finanziert. Diese erhielt als Gegenleistung ein schönes Grundstück in Nord-Vancouver.
Wir kommen an zwei Stränden vorbei, hier sind schon viele am Picknicken und sönnelen. Der Schluss unseres Weges führt uns zur Lost Lagoon. Dies ist ein schöner Teich mit vielen Kanadagänsen und Enten. Plötzlich entdecken wir einen weiteren Bewohner Nordamerikas, ein Racoon (Waschbär). Wie schön! Wir können ihn dabei beobachten, wie er am Ufer unter jedem Stein nach etwas Essbarem sucht, indem er mit den Pfoten alles abtastet.
Das war nun ein langer Marsch, aber die nächsten beiden Tage werden wir ja nur im Zug sitzen und essen - da tut ein bisschen Bewegung gut. Schon geht die Sonne unter, hinter dem English Bay Beach. Scheint als wäre ganz Vancouver immer noch auf den Beinen, Strassenkünstler treten hier auf, und die Leute sind mit Grill und Getränken am Strand und geniessen den lauen Abend.
Den heutigen Tag beenden wir gemütlich beim Griechen mit einem Souvlaki-Spiess, mega fein. Nachher gilt es, im Hotel alles reisefertig zu machen. Morgen müssen wir früh raus!
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