Dienstag, 7. Mai 2013

Highway No 1 und so

Donnerstag, 02. Mai

Ein letztes gemeinsames zMorge mit Widmers und dann wird es Zeit, San Francisco zu verlassen. Wir hatten es hier mega gut, perfektes Wetter und spannende Tage. Auch unser Hotel (Hotel Abri) war alles in allem in Ordnung, obwohl die Zimmer etwas klein sind. Die Lage des Hotels war auf jeden Fall perfekt.

Heute ist das Wetter nochmals schöner geworden, deshalb beschliessen Stephan und ich, ein zweites Mal zur Golden Gate Bridge zu fahren. Stephan will das perfekte Brücken-Foto schiessen. :) Und es gelingt ihm auch, finde ich auf jeden Fall. Wir fahren auch noch zum Fuss der Brücke, das gibt eine neue Perspektive.

Und dann nichts wie los, auf dem Highway No 1 nordwärts. Das heutige Ziel ist Carmel, dort haben wir uns ein schönes Motelzimmer gebucht. Die Fahrt geht zuerst quer durch die Stadt San Francisco, dann der Meeresküste entlang, vorbei an verschiedenen Ortschaften und Stränden.

Die Strasse ist abwechselnd eine richtige Autobahn, dann wieder nur zweispurig. Rund um Santa Cruz geraten wir sogar in einen ausgewachsenen Stau. Die Landschaft ist sehr abwechslungsreich. Riesige Gemüseplantagen gibt es hier, dann wieder Erdbeerfelder, so weit das Auge reicht. Kuhweiden, riesige Sanddünen, waldige Hügel wie daheim - ein bisschen von allem. Es riecht fast überall, wie wenn man in einem Kräuterbeet stehen würde. Ich glaube, am Strassenrand wächst hier mehr als in meinem Kräutergarten. Auch riecht es oft nach Eukalyptus, da es diese Bäume hier auch gibt - leider ohne Koalas... Bei der Halfmoon Bay (sieht auch so aus) gönnen wir uns einen feinen Snack in der Half Moon Bay Brewing Company. Mein Salat ist so gross, das war wohl grad die Mahlzeit des heutigen Tages.

Natürlich sitzen wir draussen bei diesem schönen Wetter. Die Sonne brennt herunter, wir müssen unsere australischen Hüte in Gebrauch nehmen - sonst gäbe es dann doch noch Sonnenbrand.

Carmel gefällt uns auf Anhieb mega gut. Der kleine charmante Ort erstreckt sich am Abhang zum Pazifik, die Strassen sind rechteckig zueinander angelegt. Die einen Strassen führen schnurstracks den Hügel hinunter zum Meer, zum Teil doch recht steil hinunter, die anderen rechtwinkligen dazu ziehen sich dem Hang entlang hin. Dadurch ist alles ein bisschen schräg. Der ganze Ort liegt unter grossen Bäumen versteckt, vor allem Eichen und Zypressen. Die Häuschen sind herausgeputzt und dekoriert, die Läden und Kunstgalerien locken mit herrlichen und farbenfrohen Angeboten. Dazwischen liegen sehr ansprechende Restaurants, viele mit Innenhof, begrünt und abends durch Fackeln oder Feuerschalen verzaubert.

Auch unser Hotel (Tradewinds Inn) ist sehr speziell, es wurde in den 50er Jahren durch einen Amerikaner erbaut, der viel Zeit in Japan verbracht hat. Dadurch wurde das Hotel mit vielen asiatischen Möbeln und Accessoires eingerichtet, z.B. Laternen zur Beleuchtung des Innenhofes. Als der Erbauer 1998 starb, übernahm seine Tochter das Anwesen und baute das Hotel um. Der asiatische Touch wurde aber beibehalten, und so hat das ganze bis heute viel Charme und gewann verschiedene Architektur-Preise.

Wir fühlen uns auf jeden Fall sehr wohl hier und bleiben gerne für zwei Nächte. Unsere Gastgeberin hat uns empfohlen, den morgigen Tag mit einer Fahrt nach Big Sur zu verbringen, zwischen Carmel und Big Sur sei der schönste Teil des Highway No 1. Also machen wir das. Aber zuerst gibt es heute noch ein feines zNacht im Bistro Beaujolais. Hier gibt es kleine Gemüsequiches mit Salat, genau das richtige für uns.


Freitag, 03. Mai

Nach dem zMorge finden wir ganz in der Nähe unseres Motel einen Coiffeur, der spontan Zeit für uns hat. Unsere Coiffeuse heisst Dominique, spricht deutsch, weil sie die ersten neun Lebensjahre in Freiburg im Breisgau verbracht hat, sie ist sehr nett und schneidet auch gut Haare. So sind wir zwei wieder hübsch für die Weiterreise.

Wie gestern beschlossen fahren wir heute gemütlich südwärts. Unser Ziel ist das Restaurant Nepenthe, es hat eine tolle Aussicht. Es sind 26 Meilen bis dahin, aber wir brauchen sehr lange für diese kurze Strecke. Alle 2 Minuten kann man wieder anhalten, da die Sicht auf die Klippen und Traumstrände, die Felsbrocken im Meer und die grossen Bäume noch schöner und spektakulärer ist als vorher...

Das Restaurant Nepenthe hat gemäss unserer Gastgeberin "mittelmässiges Essen, aber einen million-dollar-view". Wir wollen ja gar nichts essen, ein Getränk genügt, und so können wir die Aussicht auf die nordwärts führende Küste in Ruhe geniessen. Danach wird es Zeit für die Rückfahrt.

Meines Erachtens nach bietet die Strasse südwärts gefahren die besseren Aussichten, nun gibt es weniger spektakuläre Ausblicke. Und wir sind bald wieder zurück in Carmel.

Heute Abend essen wir fein im beliebten und bekannten Restaurant Casanova. Das Essen ist wirklich ausgezeichnet, und das Lokal sehr gemütlich mit viel italienischem Ambiente. Heute gibt's Wein zum Essen, einen Rotwein aus dem Napa Valley. Dies zur Einstimmung, denn morgen fahren wir da hin!

 

Samstag, 04. Mai

Den Vormittag nutze ich kurz für eine Foto-Tour durch Carmel. Das heisst, ich mache mal die Fotos... Leider ist heute das Wetter schlechter geworden, die Wolken hängen tief hier in Carmel und es ist massiv kühler geworden. Anscheinend ist Carmel bekannt für viele neblige Tage, aber ganz so schlimm ist es zum Glück ja nun doch nicht.

Danach packen wir das Auto und fahren los. Als erstes fahren wir zum bekannten 17-Mile-Drive. Dies ist eine kostenpflichtige Rundstrasse auf der Monterey Halbinsel durch den Del Monte Forest und der Pazifikküste entlang. Es gibt hier viele Golfplätze und sehr viele Privathäuser, eines schöner und grösser als das andere. Die Strasse wird durch viele verschiedene Bäume gesäumt, die Strände sind sehr schön. Eine lohnende Rundfahrt, noch schöner wohl bei besserem Wetter!

Auf dem Highway No 1 fahren wir nordwärts nach Moss Landing. Unsere Coiffeuse hat uns verraten, dass man hier Seeotter antreffen kann. Gemäss Internet sind diese beim Hafenkanal zu finden. Da machen wir Halt, und nach längerem Suchen ist auch genau ein Otter da. Besser als nichts? Jawohl. Wir fahren weiter und sehen schon bald links der Strasse einen grossen Parkplatz und Leute, die ins Wasser schauen - ? Also halten wir nochmals an, und was hat es hier? Robben, in Massen tummeln sie sich auf dem Steg und machen einen Riesenradau.

Schon bald sehen wir weiter entfernt auch einige Tiere im Wasser treiben - da haben wir unsere Seeotter gefunden! Leider können wir nicht wirklich in die Nähe gelangen, aber es ist trotzdem schön, die putzigen Tiere zu beobachten.

Wir geniessen eine typische Gemüsesuppe mit Krabbenfleisch, ist ganz fein. Dann fahren wir weiter in Richtung Silicon Valley, nach Cupertino und Mountain View. Wir machen eine kleine Rundfahrt zu den Firmengelände von Apple und von Google. Ist doch spannend zu sehen, wo diese bekannten Firmen zu Hause sind. Es wären auch noch Microsoft und Dell hier und wahrscheinlich noch einige mehr, die lassen wir aber links liegen. Bei Google stehen viele google-farbige Velos herum, die werden wohl von den Mitarbeitern genutzt, um von Gebäude zu Gebäude zu gelangen. Stephan probiert grad mal das Feeling aus...

Nach einem kurzen Abstecher zur wohl berühmtesten Garage der Welt, diejenige in der Steve Jobs und sein Kompagnon die ersten Apple-Computer zusmmengebaut haben, geht's schnurstracks auf den Interstate Highway in Richtung Napa. An der breitesten Stelle hatte unsere Strasse 8 (!) Fahrbahnen - pro Fahrrichtung. Aber zum Glück hat es heute nicht so viel Verkehr, es ist schliesslich Samstag. Etwa um 19.00 h treffen wir im Napa Valley ein, wir finden ein schönes Motelzimmer an zentraler Lage. Das Nachtessen gibt's im Restaurant Allegria, das hat uns der Mann an der Reception empfohlen, zurecht.


Sonntag, 05. Mai

Im Napa Valley kann man - Golf spielen - sich mit einer Limousine herumkutschieren lassen - Weingüter anschauen - Heissluftballon fahren - Zug fahren - Velo fahren. Da wir heute wieder zurück an die Küste fahren wollen, entschliessen wir uns, mit dem Auto das Tal nordwärts zu befahren und unterwegs zwei Weingüter anzupeilen (beide wurden uns empfohlen). Dann können wir nachher direkt weiterfahren zur Küste. Auf unserer Fahrt begegnen wir vielen Velofahrern aller Alters- und Stärkeklassen, es findet ein Wohlfahrts-Rennen für den Kampf gegen Diabetes statt.

Das Tal ist zuerst sehr breit und flach, später wird es enger und hügelig. Aber egal, ob eben oder bergig, es hat überall nur Weinreben. Nichts anderes so weit das Auge reicht. Und dazwischen die dazugehörigen Kellereien, die einen mit wunderschönen Gebäuden, andere eher fabrikartig.

Zuerst machen wir Halt in der Weinkellerei V. Sattui. Hier gibt es neben dem Weinkeller, den man anschauen kann, auch einen Italienischen Markt und ein Picknickgelände unter riesigen Eichen. Es hat sehr viele Leute hier, und bald ist klar, der Besuch lohnt sich. Es ist alles schön zurechtgemacht, und der Markt bietet mehr als 200 Käsesorten aus aller Welt, frisches Brot, feine Italienische Salami, Desserts etc. Wir kaufen nach Lust und Laune ein und picknicken nachher gemütlich im Garten. Wein gibt es für uns keinen, schliesslich muss Stephan noch weit fahren. Aber falls wir daheim mal auf Wein von dieser Weinkellerei treffen, wissen wir dann, das wir das mal probieren wollen.

Der nächste Zwischenstopp findet beim Castello di Amorosa statt. Hier besichtige ich die ganze Burg, während Stephan Aussenaufnahmen macht. Er findet es überhaupt nicht lustig, ein nachgebautes Schloss zu besuchen. Ich schon. Das Schloss gehört auch der Sattui-Familie und 1993 wurde mit dem Bau begonnen. Die Fresken in der grossen Halle wurden von einem Künstler aus Siena gemalt, bei der Signatur steht das Jahr 2006. Natürlich ist alles nachgemacht, aber ich finde es trotzdem toll, dass jemand den Aufwand auf sich nimmt, ein riesiges Schloss zu bauen, mit Kerker, Zugbrücke, Kapelle und allem!

Der nördlichste Ort im Napa Valley ist Calistoga. Von hier fahren wir zum nächsten "Wein-Tal", dem Sonoma Valley. Auch hier das gleiche Bild, alles voller Weinreben. Anstatt auf dem direkten Weg zur Küste zu fahren, entscheiden wir uns dann für die lokale Strasse, die via Lake Sonoma zum Meer führt. Schon bald merken wir, dass diese Strasse eher eine Bergstrasse ist, bergauf und bergab geht es, manchmal ist die Strasse nur einspurig, oft sieht man vor lauter Wald ringsum die Bäume nicht mehr.

Wir haben hier auch kein Handynetz mehr, dies ist wohl etwas sehr abgelegen hier. So geht es etwa 50 Meilen, der arme Stephan fährt stundenlang eine Kurve nach der anderen. Und plötzlich - das Meer! Schon sind wir wieder auf dem Highway No 1, quasi ohne Vorwarnung.

Nach einer weiteren Stunde Fahrt auf der Küstenstrasse sind wir dann an unserem heutigen Ziel angelangt: in Elk. Dies ist eine Ortschaft mit etwa 250 Einwohnern, und das Greenwood Pier Inn hat ein Zimmer für uns bereit. Und was für eins! "You can't get closer to the Ocean, or you'll fall in" - damit hat der Besitzer wohl recht. Wir haben direkteste Sicht auf Küste und Meer, besser geht's gar nicht. Und auch das Zimmer ist recht härzig, auch wenn die besten Tage wohl schon vorbei sind.

Das Häuschen vorne ganz links, die beiden oberen Stockwerke, sind nun für eine Nacht unser zu Hause:

Das eigentümlichste hier, etwa 200 km nördlich von San Francisco - es hat kein Handynetz in diesem Ort. Und auch in der näheren Umgebung nicht. Wie wir später merken, gibt es auch später nordwärts an sehr vielen Orten kein Netz. Das ist wohl der Preis für die totale Liberalisierung der Telekommunikationsnetze in den USA: Kein Unternehmen ist daran interessiert, an abgelegenen Orten eine Infrastruktur zu installieren und zu betreiben. Der gut schweizerische Service Public fehlt hier halt.

Wir essen im lokalen Pub, zusammen mit vielen Einheimischen, zu Abend. Es gibt ein feines Cottage Pie, ein richtiges Schlemmermahl, und vor allem ist es mal wieder eine Abwechslung. Danach können wir in unserem romantischen Häuschen fein schlummern. Und morgen dann mit direkter Meersicht aufwachen...

 

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