Freitag/Samstag, 24. und 25. Mai
Es war einmal in einem groooooossen, dunklen und tiefen Wald...
Die Sacacomie Lodge gibt uns Zeit zum Ausruhen. Holz ist gemütlich, schon der Geruch gefällt uns. Der Wind bläst so stark, dass das ganze Gebäude knarrt, knackt und ächzt. Zum Glück haben wir es schön warm und kuschelig.
Das Frühstücksbuffet bietet eine grosse Auswahl (aber immer noch kein Brot, nur Toast), auch Bar und Restaurant sind preislich in Ordnung und das Angebot gut und fein.
Es hat hier auch ein grosses Spa, die Preise sind jedoch vollkommen übertrieben, also lassen wir das bleiben. Um zum Spa zu gelangen, muss man 53 Treppenstufen hinuntergehen, und dann wieder hinauf natürlich, also definitiv kein Hotel für gehbehinderte Gäste. Auch der See ist nur über verschiedene Treppen (total 175 Stufen) und lange Holzstege erreichbar.
Wir spazieren ein bisschen im Wald herum, leider sind die kleineren Wanderwege noch nicht bereitgemacht worden. Überall liegen Baumstämme kreuz und quer im Weg, und meistens fliesst irgendein Fluss quer über den Wanderweg, so dass man ihn nicht mehr passieren kann. Es bleiben uns also nur die grossen, breiten Waldwege, die im Winter für die Schnee-Töffs gebraucht werden. Das ist nicht so spannend. Leider begegnen uns auch keine Tiere (muss ja nicht gleich ein Bär sein), einzig direkt ausserhalb des Hotels tummelt sich ein kleines Eichhörnchen.
Da es windig ist und dadurch kühl, lässt sich auch mit dem See nichts anfangen. Wer will bei dieser Kälte auf eine Kanutour? Wir nicht.
Am zweiten Abend probieren wir es mit einer Bären- und Biberführung. Wir fahren zusammen mit 6 anderen Hotelgästen und einem Führer mit einem alten 6x6-Pinzgauer der Schweizer Armee (er hat sogar noch die originalen gelben 24-Volt-Kleber dran) etwa 4 km in den Wald hinaus. Stephan hat einige déjà-vues, er hat schon früher oft auf so einem Fahrzeug vor sich hin gefroren, allerdings mit etwas unbequemeren Kleidern. Auch heute bläst ein eisiger Wind und obwohl wir vier Schichten Kleider tragen, sind wir bis zum Ende des Ausflugs durchgefroren. Wir fahren auf schmalen, holprigen Waldwegen, wirklich über Stock und Stein.
Der Führer erzählt uns auf Französisch, zum Teil auch Englisch von der Lebensweise der Biber. Wir sehen einen Biberdamm und ein "Biberhaus", und einen durch Biber aufgestauten See. Erstaunlich, die bis zu drei Meter hohen und bis zu 100 Meter breiten Dämme werden innert zwei bis drei Wochen gebaut, und aus einem ruhig dahin fliessenden Bächlein entsteht ein See.
Hier ein "Biberhaus" mit unter dem Wasser liegendem Eingang und bis zu drei Stockwerken:
Die Lebensweise der Biber ist sehr sympathisch, die Partner bleiben ein Leben lang zusammen, und das Weibchen bestimmt, wo der Damm und wo das Haus gebaut wird... Die Kinder verlassen nach zwei Jahren die Eltern und gehen ihre eigenen Wege.
Unser Führer hat für die Biber verschiedene Laubäste mitgebracht, diese steckt er in unmittelbarer Ufernähe in die Erde. Nicht lange, da kommt schon der erste Biber angeschwommen. Es ist ein Jungtier. Es packt sich ein Ästchen, schwimmt in sichere Distanz und knabbert es bis zum letzten Fitzelchen auf.
Einige Zeit später kommt auch noch der Vater daher, deutlich grösser, und beteiligt sich am Schmaus. Da die Tiere seit Jahren jeden Tag um die selbe Zeit so gefüttert werden, sind sie sehr zutraulich und kommen bis auf weniger als zwei Meter ans uns heran. Normalerweise würde ein Biber sofort das Weite suchen (d.h. untertauchen), wenn Menschen in der Nähe sind.
Eine Stunde schauen wir diesen Tieren zu und werden nicht müde davon (nur frieren wir langsam). Dann fahren wir mit dem Pinz weiter zu einer bereitstehenden erhöhten holzigen überdachten Beobachtungsplattform mit Blick auf das "Bärenland". Hier werden die Bären der Umgebung mit Mais und Melasse gefüttert (auch jeden Tag und zur selben Zeit), und lassen sich dadurch hier blicken. Heute aber nicht, wir warten fast eine Stunde, aber den Bären ist es wahrscheinlich zu kalt, um aufzustehen. Also machen auch wir uns auf die Rückfahrt.
So hat sich leider kein Bär blicken lassen - macht nichts. Das gibt uns einen Grund, später vielleicht wieder mal nach Kanada zu reisen!
Zurück im Zimmer hilft nur ein heisses Bad gegen die tiefgefrorenen Füdlibacken. Zum Abschied bereitet uns die Landschaft noch einen wunderschönen Sonnenuntergang. Danach geht's zum Nachtessen und schon sind unsere Waldtage wieder zu Ende.
Morgen fahren wir weiter in Richtung Quebec-City. Diese Stadt soll wirklich sehr schön sein, da sind wir doch mal gespannt!
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