Montag und Dienstag, 20./21. Mai
Ohne zMorge fahren wir mit dem Taxi in etwa 15 Minuten vom Hotel zum Bahnhof des Rocky Mountaineers. Es steht uns eine zweitägige, lange Bahnfahrt über die Rocky Mountains bevor. Einer der Höhepunkte unserer Reise!
Wobei der Fahrplan nicht wirklich Freude bereitet, am Montag fahren wir um 07.30 h in Vancouver ab und kommen um 17.40 h in Kamloops an. Dort übernachten wir im Hotel. Am Dienstag fährt der Zug um 06.30 h ab und kommt abends um 21.45 h in Calgary an. Wie das wohl wird?
Der Rocky Mountaineer hat in Vancouver einen eigenen Bahnhof. Nach unserer Ankunft per Taxi werden wir persönlich zum Schalter geführt und sehr nett begrüsst. Unser Gepäck können wir aufgeben, wir werden es am Abend im Zimmer wiedersehen, und am zweiten Abend wird es uns ebenfalls ins Hotelzimmer in Calgary geliefert. Dieser Service ist ja nun wirklich perfekt.
In der Bahnhofshalle gibt es Kaffee und Saft für alle, es steht ein Flügel in der Mitte, der Pianist spielt "Oh what a beautiful morning,...", was ja auch stimmt. Schliesslich lädt ein Dudelsackspieler zum gemeinsamen "Eröffnungsakt", unsere Bahnfahrt beginnt offiziell und wir können unseren Wagen besteigen.
Für unseren Wagen sind neben den Köchen vier Begleiter zuständig. Sie servieren nonstop Getränke und Snacks, es gibt ein feines warmes Frühstück und ein Dreigänger-Mittagessen. Am zweiten Tag sogar noch ein kleines zNacht. Hunger leidet hier niemand. Das Essen ist hervorragend und sehr schön arrangiert.
Sobald etwas Sehenswertes näher kommt, werden wir von den Zugbegleitern darauf aufmerksam gemacht. Überhaupt erzählen sie auch viel von der Geschichte dieser Bahn, oder welche Tiere in der gerade befahrenen Strecke in der Regel anzutreffen sind. Wir wollen natürlich alle einen Bären sehen - aber, na ja. Am Ende der Reise waren es dann nebst Kühen, Kanadagänsen, Enten, Pferden und Rehen als Höhepunkt nur zwei, drei Adler, die in Sichtweite ihre Nester gebaut hatten.
Die Landschaft ist sehr abwechslungsreich, da die Strecke so lang ist, jedoch auch wieder über grosse Strecken gleich. Es ist irgendwie ein ständiger Wechsel zwischen der Angst, etwas zu verpassen, und etwas langweiliger, immer wieder gleicher Aussicht. Stephan verbringt viel Zeit auf der Aussen-Plattform, da das verglaste Kuppeldach auch sehr spiegelt und nicht gut geeignet ist zum Fotografieren.
Es ist schwierig, die Landschaften in Worte zu fassen. Es gibt Flusslandschaften, karge steppenartige Gebiete, dann wieder Kuhweiden, grosse Wälder, riesige Seen, hohe Berge. Die effektiven Rocky Mountains überqueren wir erst am zweiten Tag. Einer der Höhepunkte sind die beiden Kehrtunnels - gebaut nach Schweizer Vorbild - und für uns längst nicht so spannend wie für unsere Mitreisenden. Auch die Landschaft ist halt oft ganz ähnlich wie in den Alpen, die Wasserfälle sind hier auch nicht spannender als im Berner Oberland...
Am ersten Tag hat es über weite Strecken auf beiden Seiten des Tales Bahngeleise, so sehen wir dort viele Frachtzüge und auch einen entgegenkommenden Rocky Mountaineer Zug.
Der Grund für die beiden Geleise ist, dass vor über 100 Jahren zwei konkurrierende Gesellschaften, die Canadian Pacific (CP) und die Canadian National Railway (CN) je eine Bahnlinie bauen wollten. Die CP war zuerst und konnte sich die bessere Fluss-Seite für ihr Projekt aussuchen. Ihre Linie wurde 1885 fertiggestellt. Da es auf der einen Seite des Fraser Rivers nur für ein Geleise Platz hatte, musste 30 Jahre später die CN die ungünstigere andere Fluss-Seite benutzen.
Am zweiten Tag ist die gesamte Strecke eingleisig mit gelegentlichen Ausweichstellen, an denen sich Züge kreuzen können. Die Strecke wird mit Ausnahme der Rocky Mountaineer Züge nur von Güterzügen benutzt. Diese sind riesig lang, mit gegen 100 Wagen und mehreren grossen Diesellokomotiven. Wenn so einer gekreuzt werden muss, entsteht immer eine längere Wartezeit.
Unsere Mitreisenden sind meist ein bisschen älter als wir. Wir lernen bei gemeinsamen Mahlzeiten ein Ehepaar aus Bournemouth kennen und ein Ehepaar aus Adelaide. Die meisten hier in diesem Zug waren vorher auf irgendeiner Kreuzfahrt. Das ist eine beliebte Kombination, erst Schiff, dann Zug.
Als der Zug dann in Calgary einfährt, sind alle froh, anzukommen. Es war ein schönes Erlebnis, aber doch ist es gut, wenn es nun zu Ende geht.
Unser Hotel für die Nacht befindet sich nur etwa 200 m vom Bahnhof entfernt. Unser Gepäck erwartet uns schon, so steht einem guten, tiefen Schlaf also nichts mehr im Weg. Und morgen geht es schon weiter auf unserer Reise, mit dem Flugzeug in den Osten, nach Montréal.
Mittwoch, 22. Mai
Innert 30 Minuten bringt uns das Taxi zum Flughafen von Calgary. Unser Flug mit West Jet hat etwa 30 Minuten Verspätung. Der Flug dauert vier Stunden, wir haben es gemütlich. Wir haben uns für einen kleinen Aufpreis Plätze in der ersten Reihe reserviert, so haben wir viel Platz. Erste Reihe und drei Plätze für uns zwei. Mit den zwei Stunden Zeitverschiebung kommen wir um 19.00 h in Montréal an. Hier übernehmen wir unser Mietauto für die kommende Woche und machen uns auf den Weg zum Hotel.
Das tomtom weiss genau, wo das Hotel Holiday Inn ist. Nur ist es dann schlussendlich nicht da, wo es sein sollte. Das tomtom hat uns in die Irre geführt. Die Strassenbeschilderung ist auch noch unübersichtlich, und es hat viele Baustellen. Schlussendlich fahren wir zurück zum Flughafen, wo wir Internetverbindung haben. So können wir über die Hotel-Homepage und Google Maps den korrekten Standort ermitteln und unser tomtom entsprechend programmieren. Nach insgesamt anderthalb Stunden Irrfahrt treffen wir dann im Hotel ein - froh, dass wir es überhaupt gefunden haben. Und das Restaurant ist noch offen, dass es noch ein spätes zNacht gibt. Denn gegessen haben wir heute eigentlich noch überhaupt nichts. Sogar einen Espresso erhalten wir noch.
Unser Hotel ist sehr schön, mit bequemen Betten und jedem Komfort. Es war ein ereignisloser Reisetag, aber müde sind wir trotzdem.
Donnerstag, 23. Mai
Auch das zMorge ist fein, wieder einmal ein Buffet mit allem drum und dran. Wir wissen nicht recht, ob wir nun noch Zeit investieren sollen in Montréal oder aber direkt in die Natur hinaus fahren? Es ist zwar warm, aber regnerisch, also entscheiden wir uns für eine Fahrt in die Stadt.
Auch heute ist der Weg fast nicht zu finden. Unglaublich, welcher Verkehr hier herrscht und wie agressiv gefahren wird. Dies sind wir uns überhaupt nicht mehr gewohnt nach der eher relaxten Fahrweise der Australier und US-Amerikaner. Überall Baustellen, unklare Beschilderung, schwierig, schwierig. An einer Stelle fahren wir auf der untersten Fahrbahn, über uns kreuzen total 3 Brücken. Wo man hinschaut hat es Strassen vollgestopft mit Autos.
Wir wollen zuerst die Altstadt von Montréal anschauen, und dann die unterirdische Stadt. Wir finden einen guten Parkplatz direkt im Zentrum. Mit Aussteigen wirds aber nichts, ein Platzregen geht nieder. Ein Gewitter fegt über die Stadt. Gut, sind wir noch im Wagen. Schlussendlich können wir uns dann mit Schirm und Jacke doch noch aufmachen, um die wichtigsten Häuser der Altstadt anzuschauen. Diese besteht aus einem Platz und etwa 300 m Fussgängerzone. Der Rest ist alles normal befahrene Strasse.
Wir gehen zum Place Jacques-Cartier, hier ist das Ratshaus und ein altes Schloss. Dann bummeln wir auf der Rue Saint-Paul, hier hat es auch noch einige historische Häuser. Das Wetter ist mittlerweile etwas besser, sogar die Sonne kommt zum Vorschein. Es gefällt uns trotzdem nicht so recht, deshalb machen wir uns recht bald auf zur "unterirdischen" Stadt.
Ein Wegnetz von mehr als 30 km verbindet unterirdisch verschiedene Geschäftshäuser in der Montréaler Innenstadt. Auch insgesamt 9 Métrostationen erreicht man so. Im harten Winter können die Montréaler also unterirdisch zur Arbeit gehen, ihre Einkäufe erledigen oder ins Kino gehen. Die Häuser sind durch Tunnel miteinander verbunden, es gibt sogar mehrstöckige unterirdische Einkaufszentren.
Wir wählen als Einstieg den Complexe Desjardins und wandern unterirdisch von einem Gebäude zum anderen. Natürlich begehen wir nur einen winzigen Teil der 30 km, trotzdem ist es lustig. Leider liegt auf unserem Weg kein Einkaufszentrum, wir sehen vor allem die Verbindungstunnel.
Hier ein Plan der ganzen unterirdischen Stadt. Die Quadrate sind Geschäftshäuser etc. die durch die hellblauen Tunnels miteinander verbunden sind. Die grüne und die rote Linie stellen U-Bahnlinien dar.
Schnell ein Kafi, die Parkbusse vom Auto knübeln ;) und schon geht die Fahrt los zu unserem Hotel. Dieses befindet sich am Lac Sacacomie, es stehen uns mehr als zwei Stunden Weg bevor. Das werden dann schlussendlich lange zwei Stunden, wieder stockt es überall. Zuerst fahren wir aus dem Stadtgebiet hinaus, nach etwa 50 km wird es dann ruhiger. Die letzen 50 Kilometer führen auf einer schmalen kurvigen Strasse durch ländliche Gegend, schlussendlich durch bewaldete Hügel, steil hinauf und steil hinunter, bis dann die Strasse fertig ist und das Gebiet der Sacacomie Lodge anfängt. Hier hat es nichts als Wald, See und Hotel - wunderschön.
(Bild aus dem Internet)
Unser Zimmer ist klein und gemütlich aber mit allem Komfort und mit einem grossen Balkon mit Seesicht.
Die ganze Lodge besteht aus Holz, die Wände wurden zum Teil aus ganzen Holzstämmen aufgebaut. Dadurch ist alles sehr rustikal. Es hat auch grosse Cheminées mit wärmenden Feuern, und viele ausgestopfte Tiere hängen an der Wand. Das passt aber irgendwie hierher und ist ganz schön. Das Nachtessen ist fein und wir verbringen eine gemütliche erste Nacht hier. Zwei weitere werden folgen - es stehen uns zwei gemütliche Tage in Kanadas Natur bevor.
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