Montag, 06. Mai
Das zMorge wird uns vor die Türe gestellt, Orangensaft, Flocken, frische Früchte und Yoghurt. Von unserem gestrigen Picknick hat es noch Brot, Käse und Salami, das passt hervorragend. So können wir mit Meerblick zmörgelen.
Unser heutiges Ziel ist Eureka, gemäss Führer soll das ganz härzig sein. Wir können nichts reservieren, so ohne Internet und Telefon... Aber es wird dann wohl klappen.
So fahren wir also nordwärts auf dem Highway No 1. Das Wetter ist nicht toll, gelegentlich machen wir trotzdem einen kurzen Foto-Stopp. Als erstes bei der Eisenbahnbrücke beim Little River. Diese Brücke ist ganz aus Holz gebaut und doch recht beeindruckend.
In Mendocino (kennt ihr das gleichnamige Lied?) machen wir natürlich einen Kaffeehalt in einem Internetcafé, der heutige Tag will ja auch geplant sein. Es nützt aber alles nichts, das Hotel, das ich im Sinn habe, ist weder telefonisch noch per Internet buchbar. Da werden wir einfach auf gut Glück vorbeifahren müssen. Mendocino ist zwar härzig, aber mittlerweile regnet es recht stark, so verzichten wir auf einen Rundgang.
In Fort Bragg fährt täglich eine alte Eisenbahn ab, die macht eine Rundfahrt nach Willits und zurück. Manchmal wird ein Dampfzug eingesetzt. Wir fahren beim Bahnhof vorbei, um uns alles anzusehen. Leider fährt der Zug nur einmal pro Tag, das haben wir schon verpasst. Er heisst übrigens "Skunk train" (Stinktier-Zug), weil man ihn riecht, bevor man ihn sieht. Das ist anscheinend bei einem Stinktier auch so...
Schon bald verlässt der Highway No 1 die Küste und mündet in den U.S. Highway No 101. Bye-bye Highway No 1, es war schön auf dir!
Mittlerweile sind wir an der "Redwood Coast" angelangt, das heisst wir fahren hier vor allem durch Gebiet mit den riesengrossen Redwood-Bäumen. Es gibt verschiedene touristische Angebote dazu, so kann man zum Beispiel durch einen Baum hindurchfahren...
Nördlich von Leggett wartet eine "weltberühmte Sehenswürdigkeit" auf uns. Der Confusion Hill. Der Parkplatz ist bei unserer Ankunft fast leer, alles sieht ein bisschen verlottert aus. Und das soll etwas Weltberühmtes sein? Auch an der Kasse ist niemand, also gehen wir einfach mal hinein. In der Anlage findet uns dann der einzige Angestellte und weist uns den Weg zum berühmten "Gravity House". Hier fliesst das Wasser aufwärts, und man hängt schräg... Die verschiedenen optischen Täuschungen sind sehr effektvoll arrangiert, und manchmal schwierig oder gar nicht zu verstehen.
Die ganze Anlage wurde 1949 erbaut und ist wohl deshalb etwas verlottert. Es ist jedoch durchaus die 5 $ wert, die es pro Person kostet. Merkwürdige Sachen gehen hier vor... Und das ganze ist auch recht witzig gemacht.
Nach diesem Zwischenstopp fahren wir dann ohne Halt bis Eureka. Hier soll es die schönsten und aufwendigsten viktorianischen Holzhäuser der Westküste geben, ausgenommen von San Francisco natürlich. Die Altstadt ist denkmalgeschützt und soll viele schöne Restaurants und Läden bieten und einen schönen Boardwalk dem Wasser entlang. Es soll auch verschiedene Museen haben, das wäre auch mal wieder etwas für uns.
Das schönste Bed und Breakfast in Eureka ist das "Carter House Inns". Tatsächlich hat es noch ein Zimmer für uns, wo wir für zwei Nächte bleiben können.
Die Zimmer sind auf verschiedene Häuser verteilt, unseres ist im originalen Carter House. Es ist sehr geschmackvoll eingerichtet, die Holzböden knarren bei jedem Schritt, die Zimmer sind sehr gross, und alles sehr gemütlich. Wir haben auch ein Cheminée im Zimmer (aber leider kein Holz). Aber rein fürs Ambiente ist doch so ein Cheminée eine gute Sache.
zNacht gibt's in der "Lost Coast Brewery", es ist so mittelprächtig fein, dafür gibt es gutes Bier.
Dienstag, 07. Mai
Das zMorge in unseren schönen Pension ist recht fein. Danach verbringen wir den Vormittag mit Blog schreiben und Pläne schmieden. Auch ist wieder einmal Waschtag angesagt, diesmal müssen wir in eine Wäscherei in der Stadt gehen. Für Stephan eine Premiere, für mich dank meinen 3 Monaten in London vor x Jahren nichts neues. Unsere Wäscherei sieht aus, wie sie alle aussehen, mit vielen Waschmaschinen und Tumblern, man muss mit Quartern bezahlen (25 Cents). Es hängen ein paar junge und alte Männer herum, die am Waschen sind. Später kommt noch eine junge Mutter vorbei und gesellt sich dazu. So sitzen wir alle gemütlich und warten, bis die Wäsche sauber und trocken wird...
Nach diesem Erlebnis statten wir der berühmten Altstadt hier einen Besuch ab. Leider ist jedoch alles ein bisschen verlassen, viele Geschäfte stehen leer, alles ein bisschen heruntergekommen. Ein bisschen enttäuscht sind wir schon.
Gut, es gibt ein paar wirklich schöne Viktorianische Häuser hier, in einem davon wohnen wir sogar. Nämlich hier:
Das schönste Haus hier, das Carson Mansion, sieht so aus (ein bisschen wie im Märchen, da wo die böse Prinzessin wohnt):
Aber die Altstadt ist nicht der Rede wert. Auch das Museum über traditionelles lokales Handwerk, das im Internet recht gut aussieht, ist in Wahrheit ein verlottertes Grundstück, so dass wir nicht einmal aus dem Auto aussteigen, sondern sofort wenden und fort sind wir. Und das geschichtliche Museum hat heute geschlossen...
So beschliessen wir, etwas shoppen zu gehen. Es gibt hier in der Stadt mehrere Shoppingcenter. Leider ist auch dies etwas enttäuschend, auch hier sind stehen viele Läden leer. Ein Sommerkleid für mich und Poloshirts für Stephan finden wir aber doch. Für einige Lebensmittel gehen wir in den WinCo Foods Laden. Dies ist eine ganz spezielle Erfahrung. Es ist so eine Art Engros-Markt, aber für jedermann. Die Gestelle sind gefüllt bis obenhin.
Viele Produkte kann man selber aus riesigen Kübeln schöpfen und nach Gewicht bezahlen. (die silbrigen Schöpflöffel hängen rechts an jedem Topf) Also zum Beispiel Nudeln aller Art, Mehl, Zucker, Trockenfrüchte, Schoggi, Guetzli usw.
Aber wir finden, was wir brauchen. Leider sind alle Verpackungen riesig, mein Haarconditioner passt nicht mehr ins Necessaire...
Wenigstens fürs zNacht haben wir unser aber etwas spezielles ausgesucht, wir fahren zum Cookhouse auf der Halbinsel Samoa. Wie bereits erwähnt sind wir im "Redwood-Gebiet", hier lebten lange Zeit alle nur von der Landwirtschaft, der Fischerei und vor allem von der Holzfällerei und -bearbeitung. Jedes Sägewerk und jede Mühle hatte ein Cookhouse, wo die Arbeiter ihre Mahlzeiten einnahmen. Dies war auch meistens das gesellschaftliche Zentrum für die Leute, wie eine Art Gemeindezentrum. Früher arbeitete man 6 Tage pro Woche, jeweils 12 Stunden pro Tag, und es wurden drei warme Mahlzeiten ausgegeben jeden Tag, ausser am Sonntag.
Das originale Cookhouse in Samoa gibt noch heute drei Mahlzeiten aus pro Tag, gegessen wird an grossen Tischen mit karierten Wachs-Tischtüchern, es gibt ein Menu zur Auswahl, mit Suppe, Salat, Hauptgang und Dessert. Es gibt soviel, wie man essen kann, Suppe kommt im Topf zum selber Schöpfen, der Rest ist so reichlich, wir waren schon nach der Hälfte satt.
Die ganze Mahlzeit war sehr lecker und kostete pro Person US$ 17.95.
Mittwoch, 08. Mai
Leider ist es schon wieder Zeit, unser gemütliches Viktorianisches Heim zu verlassen und weiterzufahren. Zuerst müssen wir noch die Wäsche von der improvisierten Wäscheleine abnehmen, die gestern im Tumbler nicht ganz trocken geworden ist... Nun ist alles tip top.
Nach dem zMorge fahren wir wieder auf dem Highway 101 weiter nordwärts. Wir wissen gar noch nicht genau, wo wir heute hinwollen. Entweder wieder zurück in die Berge nach Grants Pass zum Jetboatfahren auf dem Rogue River, oder weiter der Küste entlang. Das Wetter ist aber weiterhin unsicher. Beides macht uns an, aber irgendwie sind wir unentschlossen.
Der erste Teil der Strecke bleibt der gleiche, egal wie wir uns entscheiden. Kurz nach der Abfahrt reisst Stephan plötzlich einen Stopp und wendet. Er hat Tiere entdeckt. Tatsächlich, eine grosse Herde Hirschkühe ist hier am Grasen. Stephan schleicht mit dem Fotoapparat ganz nahe an die Tiere heran. Es lohnt sich. Das Schild mit dem Hinweis, man soll den Tieren nicht zu Fuss entgegengehen, weil sie agressiv werden können, sehen wir erst später...
Beim Redwood Nationalpark Information Center erhalten wir gute Auskünfte über die Wander-Möglichkeiten in der Umgebung. Wir wollen einen kurzen Spaziergang durch den Wald unternehmen, um den Bäumen etwas näher zu kommen.
Wir erfahren auch, dass im Moment an der Küste von Oregon Walfisch-Saison ist, die Wale kommen mit ihren Babys vom Süden nordwärts in Richtung Alaska. Im Moment kann man überall an dieser Küste Wale sehen. Das Informationszentrum liegt direkt am Strand, auch hier können wir Wale beobachten. Es hat sogar Ferngläser hier, die wir benutzen können. Der Rancher und einige Besucher sehen auch tatsächlich Wale, aber ich kann gucken, bis ich schwarz werde, ich sehe nur das Meer... Ich bin ein Anti-Whale-Spotter. Schade.
Die Bäume sehe ich dann dafür sehr gut, wenigstens das. Die Rangerin hat uns den "Lady Bird Johnson Grove" empfohlen, ein Rundweg, für den man etwa eine Stunde braucht. So laufen wir also im tropfenden Nebel herum und bewundern diese Baumriesen (bei uns bekannt als Küsten-Mammutbäume). Nur dank der Feuchtigkeit dieses nebligen Gebietes sind die Bäume überhaupt so gross geworden, also dürfen wir nicht über das Wetter motzen.
Sie sind sehr beeindruckend, und mit dem Nebel auch recht mystisch. Die Bäume gehören zu den grössten Lebewesen der Welt, sie können über 100 m hoch werden und einen Durchmesser von über 6 m erreichen. Sie werden auch sehr alt, zum Teil bis 2000 Jahre, und sind sehr widerstandsfähig. Sie enthalten sehr viel Tannin und so können Pilze und Ungeziefer ihnen nichts anhaben. Die Rinde ist mehrere Zentimeter dick und recht feuerrestistent, so kommt es vor, dass der Baum innen ausgebrannt ist, die Rinde aber noch steht, und der Baum dadurch weiterleben kann.
Das Schild betreffend Bären und Löwen sehen wir auch erst später, Gott sei Dank!
Weiter geht die Fahrt durch das Redwood-Gebiet, teils durch den Wald, teils auch wieder der Küste entlang. In Crescent City im Starbucks Coffee machen wir Pause und entscheiden über den weiteren Verlauf der Reise. Wir bleiben am Meer. Telefonisch buche ich für uns ein Zimmer in Bandon - bis dahin haben wir noch drei Stunden Fahrt vor uns.
Nicht eingerechnet die vielen Fotostopps, die wir unterwegs machen. Das Wetter ist wieder etwas besser und die Küste hier ist wirklich toll, das Meer ist sehr rauh, und es bieten sich fantastische Ausblicke.
Bald überqueren wir die Grenze zu Oregon. Hier sind einige Sachen anders als in Kalifornien. So gibt es zum Beispiel keine Mehrwertsteuer hier, es ist alles ein bisschen günstiger als anderswo. Benzin tanken kann man hier nicht selber, es braucht immer eine Bedienung. Die Landschaft hat sich auch verändert gegenüber dem südlichen Kalifornien. Es hat mehr Laubbäume und Tannenbäume, keine Palmen mehr. Dafür blüht hier der gelbe Ginster, und zwar in rauhen Mengen, es ist eine Pracht.
Unser Hotel "Windermere" in Bandon war wieder einmal ein Glücksgriff. Das Hotelier-Ehepaar begrüsst uns sehr herzlich, und unser Zimmer ist mega härzig. Es hat wieder ein Cheminée, diesmal mit Gas, es entzündet sich auf Knopfdruck. Das können wir gut brauchen zum Heizen, es ist nämlich mittlerweile recht frisch geworden.
Fürs Nachtessen empfiehlt uns der Hotelier das Restaurant Edgewater, dass gleich in der Nähe nur zwei Stoppstrassen weiter liegen soll. Nach ca. 15 Minuten Autofahrt (!) erreichen wir dann das Restaurant. Es ist sehr schön gelegen mit direktem Ozeanblick. Die Nudeln des Hauses mit getrockneten Tomaten und Poulet sind sehr fein. Überhaupt haben wir seit unserer Ankunft in den USA eigentlich nie schlecht gegessen, und es ist auch viel abwechslungsreicher als in Australien. Und natürlich viel günstiger, für ein feines Essen mit Vorspeise und Hauptgang und einem Glas Wein bezahlen wir für zwei Personen im Durchschnitt etwa CHF 60.00.
Von aussen sieht unser Hotel so aus:
Aber diese beiden Aufnahmen sind dann erst vom nächsten Tag.
Donnerstag, 09. Mai
Wir rätseln ein bisschen herum, wie wir die kommenden Tage gestalten sollen. Unser Reiseführer ist keine grosse Hilfe, wir sind ein bisschen unschlüssig. Es ist aber ein Teil unseres Reisens, den wir sehr geniessen, das Planen der Route mit der Freiheit, spontan zu entscheiden. Also eigentlich ganz entgegen meinen beruflichen Erfahrungen.
Heute jedoch wollen wir auf jeden Fall nochmals der Küste entlangfahren. Es warten einige tolle Gebiete vom "Pacific Coast Scenic Byway" auf uns.
Zuerst machen wir aber noch einen kleinen Strandspaziergang vor der Haustür, das muss natürlich noch sein.
Dann fahren wir ins Dorf Bandon zum zMorge. Im Bandon Coffee Café (komischer Name) bekommen wir ein Riesen-Cappucino und Kuchen (zMorge gibt's halt nicht). Gleich daneben wird ein Fisch ausgestellt, der aus Abfall gemacht wurde, der an der Küste angeschwemmt wurde.
Los geht die Fahrt, zum Teil auf kleinen Nebenstrassen, aber immer nahe zum Highway 101. Wir kommen bald zu den Oregon Dunes. Dies sind hohe Dünen beim Meer, gesäumt durch dichte Wälder, umgeben von Flüssen und Seen, mit blühendem Ginster drumherum - total schön. Leider bleibt keine Zeit für grosse Spaziergänge oder so, wir möchten heute rechtzeitig im nächsten Hotel sein. Gebucht ist noch nichts, aber Ideen haben wir schon - so fahren wir gemächlich durch die schöne Landschaft.
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