Sonntag, 7. April 2013

Red Centre

Dienstag, 02. April

Frühstück, dann Taxifahrt zum Flughafen und Flug mit Qantas nach Alice Springs. Wir landen pünktlich um 12.10 h und das Taxi bringt uns in 15 Minuten zu unserem Hotel. Wir staunen über das Bild, das Alice Springs uns abgibt, wir haben irgendwie Wüste erwartet, es ist aber alles bepflanzt, es gibt Baumalleen und sieht sehr einladend aus. Es ist leicht bewölkt und etwa 25 Grad warm.


Unser Hotel liegt zentral, die Einkaufsmall und einige wichtige Sehenswürdigkeiten können wir zu Fuss erreichen.
Alice Springs wurde gegründet, weil 1871 eine Telegrafenleitung von Adelaide nach Darwin gebaut wurde. Alice Springs war eine Telegrafenstation und hatte bis 1929 weniger als 100 Einwohner. Diese wurden mit Kamelkarawanen versorgt. Anfang der 1970-er Jahre waren es immer noch erst etwa 4000 Einwohner. Dann kam der Tourismus und mit ihm das Wachstum. Mittlerweile leben hier etwa 22000 Leute.

Am meisten interessierte uns die Ausstellung über den "Royal Flying Doctor Service", deshalb besuchten wir diese zuerst. Die Organisation ist sicher eine sehr gute Sache, die Ausstellung ist allerdings wenig ergiebig, wir hätten sie uns sparen können.

Der Royal Flying Doctor Service wurde 1928 gegründet. Eine wichtige Voraussetzung dafür war die Erfindung eines Strom-unabhängigen Telegrafenapparates, der mit einem mit Velopedalen angetriebenen Generator betrieben wurde und es ermöglichte, auch weit ausserhalb der Zivilisation ohne Strom mit anderen zu kommunizieren. Dabei musste man nicht einmal das Morse-Alphabet kennen, es war eine Art Schreibmaschine integriert, die die Buchstaben in Morsezeichen umsetzte. Später kam dann der Sprechfunk dazu. Diese Einrichtung machten sich sowohl der Royal Flying Doctor Service als auch die School of the Air zunutze.

Die Basis des Royal Flying Doctor Service RFDS in Alice Springs deckt heute einen Umkreis von 600 km ab, es werden etwa 36'000 Personen so betreut. Die Kranken erhalten telefonische ärztliche Beratung, werden von medizinischem Personal auch besucht, oder direkt in das nächste Spital geflogen. Der RFDS fliegt ab 21 Basen in ganz Australien, sie verwenden u.a. Pilatus PC 12 Flugzeuge (53 Flugzeuge sind im Moment in Betrieb). Das Ziel ist es, dass jeder Australier innert 2 Stunden medizinische Betreuung erhalten kann.

In der Innenstadt von Alice Springs gibt es noch verschiedene historische Gebäude, wobei historisch hier etwas eigentümlich ist. So wurde z.B. das erste Spital hier 1920 gebaut und ist nun bereits "historisch". Die meisten Gebäude enthalten heute Museen, für die uns aber die Zeit und Lust fehlt. Schlussendlich entdecken wir dann nach die "National Pioneer Women's Hall of Fame", eine Ausstellung über die Rolle der Frauen bei der Erschliessung des Outback. Das wäre wirklich spannend gewesen, aber leider (Kommentar Stephan: zum Glück) sind wir zu spät dran, um es genauer anzuschauen.

Zum Thema "historisch" passt auch sicher dieses Auto, das wir auf unserem Rundgang in einem Hinterhof entdeckt haben.

Danach gönnen wir uns noch einen Drink in einer richtigen Outback-Bar! Es hängen Stockman-Stiefel (australischer Cowboy), Krokodilschädel, Flugzeugpropeller u.a. von der Decke hinunter, die Wände sind mit Geweihen und Bierreklamen dekoriert.

Wir merken, dass es durchaus lohnenswert gewesen wäre, hier einen Tag länger zu bleiben. In der Nähe der Stadt ist der Alice Springs Desert Park, den hätten wir auch besuchen sollen. Hier kann man die Landschaftsformen, Flora und Fauna des Australischen Outbacks kennenlernen. Nun werden wir uns halt morgen unwissend ins Abenteuer stürzen!

Mittwoch, 03. April

Zufällig haben wir für's Frühstück das beste Café von Alice Springs gefunden: Katja's Kafe. Hier gibt es nicht nur feinen Toast, sondern auch ganz spezielle Kaffees:

Wir waren heute schon vor dem zMorge fleissig und haben unseren Mietwagen abgeholt. Nun ist alles gepackt, es kann losgehen. Wir kaufen noch Wasser und ein paar Kalorien in Form von Guetzli, Farmerstengel und so, damit wir unterwegs versorgt sind.

Dann wollen wir jedoch noch in Alice Springs der School of the Air einen Besuch abstatten.

Eine deutschsprechende Holländerin gibt uns eine Privatführung. Nebst einem kurzen Film, den sie uns zeigt, erzählt sie uns voller Enthusiasmus von dieser spannenden Organisation. Die Schule wurde 1951 gegründet, die Kinder wurden mit Sprechfunk unterrichtet. Im Jahr 2001 wurde dann auf Computer umgestellt. Heute ist es so, dass die Kinder ihre Lehrerin am Bildschirm sehen, und auch jedes Kind kann mit Bild und Ton zugeschaltet werden.

Das ganze System fasziniert uns total. Je nach Alter haben die Kinder zwischen 45 Minuten und etwa 2,5 Stunden pro Tag Unterricht, via Satellitenverbindung mit der Lehrperson in Alice Springs. Jedes Kind erhält jedoch auch sehr viel Schulmaterial zugesandt, das verarbeitet werden muss. Das heisst, die Kinder haben wie unsere Kinder täglich einige Stunden zu tun. Überwacht wird das ganze bei den Kindern daheim durch einen Tutor. Oft ist dies die Mutter, manchmal wird jemand dafür eingestellt. Ein Kind kann auch Privatunterricht haben, Gitarrenstunde nehmen oder es kommt auch die Turnlehrerin ins Studio und turnt vor.

Gleichaltrige Kinder bilden Klassen, d.h. es kann sein, dass in einer Klasse Kinder sind, die 1900 km voneinander entfernt wohnen. Viermal im Jahr reisen alle Kinder und Tutoren nach Alice Springs, um einander und die Lehrpersonen kennenzulernen. An der Wand ist ein Plan aufgehängt mit allen Schülern, mit Klassenzuteilung und wie weit weg sie von Alice Springs wohnen.

Nach 9 Schuljahren müssen sich dann die Kinder zwischen Fernunterricht per Korrespondenz und Telefon oder einem Internat entscheiden.

Nach diesem spannenden Besuch nehmen wir nun endlich die Strecke zum Glen Helen Resort unter die Räder. Es sind alles geteerte Strassen, etwa 160 km. Wir fahren durch die MacDonnell Ranges, diese Gebirgskette ist 644 km lang, Alice Springs liegt mitten darin (zwischen zwei Bergkämmen). Man muss sich die Gebirgskette vorstellen wie wellenförmige Falten, es hat überall Schluchten dazwischen, die wir uns anschauen könnten. Wir entscheiden uns für den Standley Chasm (Klamm auf deutsch) Hier können wir einen kurzen Spaziergang machen zu einer Schlucht, deren 100 m hohe Wände nur etwa 5 bis 9 Meter auseinander stehen. Der Fussweg ist recht härzig, und die Steilwände eindrucksvoll.
Danach fahren wir ohne Halt bis zu unserer nächsten Unterkunft, dem Glen Helen Resort. Das Hotel hier ist wohl unsere einfachste Unterkunft für die ganzen drei Monate unserer Reise. Das Resort ist sehr alt, die Zimmer sind klein und zweckmässig, mit schauderlichem Spannteppich und grüslichen Wolldecken auf dem Bett.
Dafür sind die Leute alle ausgesprochen nett, das zNacht ist sehr fein, und das Resort liegt neben einer Schlucht mit Wasserloch mitten in der Natur. Wir können lange draussen sitzen und den atemberaubenden Sternenhimmel bestaunen.
Donnerstag, 04. April
Wir haben gut geschlafen, und machen uns schon früh auf den Weg. Heute steht der Mereenie Loop auf dem Programm. So heisst ein Teil der Strasse zwischen Glen Helen und unserem nächsten Ziel, Kings Canyon. Insgesamt sind etwa 150 km der 300 km Strasse ungeteert.
Wir kommen flott voran. Werther's Original Caramel versüssen uns den Weg (habe ich gestern in Alice Springs gekauft) :)
Die Strasse ist überhaupt kein Problem. Zum Teil ist der Boden fein gerillt (wie Wellblech), zum Teil hat es ein paar Fahrrinnen, aber es gibt keine Schlaglöcher oder kritische Stellen mit Kies, also absolut problemlos. Beim schwierigsten Teil, wo es steil bergab geht, ist die Strasse mit Haarnadelkurven asphaltiert und mit Leitplanken ausgerüstet - wie daheim. Wir hätten alles auch ohne 4WD problemlos geschafft. Wir sind fast ein bisschen enttäuscht, ein bisschen, bisschen Abenteuer wäre doch noch ganz schön gewesen.
Wir sehen unterwegs auf den Gosse Buff (siehe oben), hier ist vor 140 Millionen Jahren ein Meteorit eingeschlagen. Damit seht ihr auch in etwa, wie die Landschaft hier aussieht.
Durch die schnelle Fahrt kommen wir bereits gegen 13.30 h in unserem nächsten Hotel an, dem Kings Canyon Resort. Ich bin ein bisschen enttäuscht, ich habe von dieser Unterkunft viel mehr erwartet. Aber egal, das eigentliche Highlight hier ist sowieso die Natur.
Heute wollen wir eine richtige Wanderung machen, vorgegebene Zeit 3 - 4 Stunden, hinauf auf den Kings Canyon und entlang der Kante (Rim Walk), zuhinterst via Brücke auf die andere Seite und zurück zum Parkplatz. Wir haben uns zusätzlich zum Hut noch mit Netzen und Salbe gegen die Fliegen ausgerüstet. Von denen gibt es hier nämlich jede Menge. So sind wir gegen die Biester geschützt. Die stechen zwar nicht, kriechen aber auch in Nasenlöcher und so, wenn sie können...
Also, es ist 29 Grad warm, und der Anfang sieht so aus:
Einmal oben angekommen, schlängelt sich der Weg total schön durch Felsen, der Kante entlang, hinauf und hinunter. Wir sind hier oben nicht ganz die einzigen, aber das versteht sich von selbst. Hier ist es wirklich total super schön! Trotz aller Fotografiererei sind wir dann auch nach 3 Stunden bereits wieder beim Auto. Das war wirklich ein super Erlebnis!
Duschen, zNacht, und ab ins Bett. Hier haben wir kein Internet und kein Telefon, wir sind absolut unerreichbar. Es gäbe schon eine Möglichkeit, aber Wifi kostet pro 6 Minuten AUD 1.00.

Freitag, 05. April

Nun steht der letzte Teil der Outback-Strecke bevor, etwa 300 km vom Kings Canyon nach Yulara (Ayers Rock). Die Strasse ist asphaltiert und ziemlich langweilig. Zu sehen gibt es ausser Landschaft nicht viel. Es ist nach wie vor recht grün, die ockerfarbige Erde prägt aber immer häufiger das Bild.

Wir treffen auf

  • einen allerdings nur kleinen Road Train
  • einige wilde Dromedare
  • einige Wildpferde
  • 2 Dingos, einer davon schläft mitten auf der Fahrbahn

Auch heute treffen wir kurz nach dem Mittag im Hotel ein. Diesmal haben wir ein Luxusresort gebucht, das schönste hier vor Ort (Sails in the Desert Hotel). Hier können wir es nun 2 Tage gut gehen lassen.

Den Nachmittag nutzen wir für eine Fahrt zu den Kata Tjuta (früher "die Olgas"). Dies sind 36 Bergkuppen die ein bisschen aussehen wie Köpfe. Sie bestehen aus Granit, Gneis und vulkanischem Gestein und wurden durch die Erosion so abgerundet.

Wir spazieren in die Walpa Gorge hinein, dies dauert etwa 1 Stunde retour. Heute haben wir nicht schon wieder Lust auf richtiges Wandern. Die Kata Tjutas gefallen uns total gut, sie sehen auch von allen Seiten natürlich komplett verschieden aus und auch durch das Licht verändern sich laufend ihre Farben.

Hier in Yulara gibt es eine richtige Touristenstadt mit 4 Hotels und 2 Campingplätzen, einem Seminarzentrum, einem Shoppingcentre etc. Anscheinend kommen jedes Jahr etwa 350'000 Touristen hierher, deshalb ist die Infrastruktur hier sehr gut ausgebaut. Wir entschliessen uns für ein günstiges Nachtessen im Orts-Café: Burger.

Samstag, 06. April

Der heutige Tag ist dem Uluru (früher Ayers Rock) gewidmet. Wir fahren zuerst zum Cultural Centre im Nationalpark. Dieses gibt Informationen zum Leben der Aborigines. Es sind Gegenstände des Alltags ausgestellt, und auch Geschichten rund um diese Gegend hier kann man lesen und hören. Aborigines haben auch eine sehr eigene Kunst, Bilder alles mit Punkten gemalt. Hier können wir zwei Frauen beim Malen zusehen. Die Bilder gefallen uns, die Preise liegen aber ausserhalb unserer Vorstellung (mehr als AUD 1000.00 für ein Bild).

Ausser in Sydney (Strassenmusikanten) und in Alice Springs (viele herumsitzende Frauen und Kinder) haben wir fast nirgends Aborigines gesehen. Diese führen ein Leben ganz für sich, wie es uns scheint. Anscheinend lassen sich die beiden Kulturen in keiner Art unter einen Hut bringen.

Das Besteigen des Uluru gilt als unanständig, da dies das Heiligtum der Aborigines ist. Wir hätten aber auch keine Lust dazu. Auch um den Uluru herumlaufen kann man, dies ist jedoch bei 29 Grad auch nicht lustig. Deshalb fahren wir mit dem Auto drumherum :)

Beim Mutitjula Wasserloch machen wir einen Stopp und schauen uns alles in Ruhe an. Hier gibt es eine Höhle mit Felszeichnungen und ein Wasserloch, in dem die heilige Regenbogenschlange Wanami lebt.

Den Nachmittag verbringen wir am Pool und fühlen uns wie in den Badeferien!

Gegen Abend dann machen wir uns fein. Das erste Mal seit unserer Reise schminke ich mich sogar (ich geniesse sonst das Nicht-schminken total). Wir haben das Abendessen "Sound of Silence" gebucht. Das haben noch viele andere auch getan, es warten etwa 5 grosse Busse vor dem Hotel. Es fährt jeder Bus an einen anderen Ort, deshalb ist es nicht ganz so tragisch. Nach etwa 10 Minuten kommen wir an "unserem" Platz an. Bei Sparkling Wine und Häppchen (unter anderem mit Känguru und Krokodil) geniessen wir den Sonnenuntergang und den Blick auf Ulura und Kata Tjuta. Der Uluru ist von hier so winzig, man sieht ihn fast nicht. Schade!

Dafür lernen wir ein Australisches Ehepaar kennen und haben mit ihnen und vier Schotten einen unterhaltsamen Abend bei einem 3-Gang-Essen. Es ist ein bisschen kantinenmässig, aber fein. Steven und Sue wohnen in der Nähe von Brisbane, er arbeitet als Lehrer und sie haben drei Kinder. Die beiden waren auch noch nie hier und machen nun einen Kurzurlaub. Sie sind wenig älter als wir. Steven redet die ganze Zeit und unterhält den ganzen Tisch, es ist lustig und wir haben viel zu lachen.

Der Höhepunkt des Abends ist der "Star Talker", der uns fundiert und unterhaltsam den Sternenhimmel erklärt. Durch ein Teleskop können wir danach auch einen Blick werfen auf Jupiter (mit 3 Monden sichtbar) und Saturn mit seinen Ringen. Es war ein gelungener und schöner Abend.

Sonntag, 07. April

Wir schlafen aus. Danach vertrödeln wir etwas Zeit mit Blog schreiben und lesen. Wir haben heute keine Lust mehr, nochmals zum Uluru hinauszufahren. Es ist auch heisser heute, da wäre es keine gute Idee, tagsüber unterwegs zu sein (ausser im klimatisierten Auto natürlich). Um 15.30 h startet die Qantas in Richtung Cairns. Was uns dort erwartet - das werden wir dann sehen!

 

 

 

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